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Wellenbad fließt in Wahlkampf ein
Gemeinderat Schömberg vertagt Entscheidung über Angebot der Kristall Bäder AG – SPD: „Keinem Kandidaten verpflichtet“ 
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Geschlossen ist das Wellenbad seit rund einem Monat. Der Gemeinderat vertagte die Entscheidung über das Angebot der Kristallbäder AG. Und kam damit dem Wunsch des Bürgermeister-Kandidaten Johann Keller nach

SCHÖMBERG. Das Schömberger Wellenbad ist geschlossen, die Diskussion geht weiter. Mit der Entscheidung, das Thema zu vertagen, hat sich der Gemeinderat die Option auf den Neubau eines kleinen Thermalbads offen gehalten.

Auf Vorschlag der Verwaltung sollte von einer Zusammenarbeit mit der Kristall Bäder AG Abstand genommen werden. Die beiden Fraktionen im Gemeinderat, die den Bürgermeister-Kandidaten Johann Keller unterstützen, CDU und UWV, sprachen sich nun für eine Vertagung aus. Zumal Johann Keller sich klar für „ein Schwimmbecken und einen kleinen aber feinen Wellness-Bereich“ in Schömberg ausspricht und einen Kampf um weitere Fördermittel in Aussicht stellt.

Fertigstellungstermin bleibt

„In der derzeitigen Situation ist der Tagesordnungspunkt nicht verhandlungsfähig“, sagte Manfred Raab (CDU). Er beantragte, die Entscheidung über das Angebot des bayrischen Unternehmens auf den ersten Sitzungstermin mit dem neuen Bürgermeister zu verschieben. Auf jeden Fall aber bleibe der 1. Januar 2009 als spätester Fertigstellungstermin einer Schwimm-Möglichkeit für Vereine und Schulen bindend. Bernhard Blaich, Fraktionschef der UWV, pflichtete bei: „Wir sind mehrheitlich der Meinung, dass diese Angelegenheit so wichtig ist, dass der künftige Bürgermeister mit eingebunden werden muss.“ Überdies sei die UWV-Fraktion davon überzeugt, dass „die zeitliche Verzögerung kein Hindernis für den geplanten Öffnungstermin des Hallenbads darstellt“.

Eine völlig konträre Meinung vertrat die SPD-Fraktion. Helmut Sperth führte aus, dass die Kriterien für eine Zusammenarbeit mit der Kristall Bäder AG im Gemeinderat hart verhandelt worden waren. Bürgermeister Gerhard Vogel habe daraufhin einen „klaren Auftrag“ erhalten zu verhandeln. Das Ergebnis: „Die Steinhart-Offerte (Heinz Steinhart ist der Vorstandsvorsitzende der Kristall Bäder AG) ist Lichtjahre von unseren Vorstellungen entfernt“ und „geht völlig am Bedarf der Bürgerinnen und Bürger vorbei“. Sperth forderte konsequentes Handeln seiner Ratskollegen: „Wir sind keinem Kandidaten verpflichtet, sondern den Bürgern – und zwar mit den Mitteln sehr sorgsam umzugehen.“ Auch meldete er erhebliche Zweifel an, dass der Fertigstellungstermin für die Schwimm-Möglichkeit eingehalten werden kann. Er beantragte eine namentliche Abstimmung. Damit soll später nachvollziehbar sein, wer für die Verzögerung verantwortlich ist. Mit 14 Ja- und 9 Nein-Stimmen sowie zwei Enthaltungen wurde dem Antrag der CDU, das Thema zunächst auf Eis zu legen, statt gegeben.

Damit bleibt das Angebot der Kristall Bäder AG zunächst im Raum stehen: eine „kleiner, aber besonders feine Thermenlandschaft mit einigen Alleinstellungsmerkmalen sowie einer attraktiven Höhensauna“.. Eine 25-Meter-Bahn für Schul- und Schwimmsport ist nicht vorgesehen. „Schulkinder können auch in einer Therme schwimmen lernen“, schreibt Heinz Steinhart in seinem Angebot vom 8. Januar. Die Gesamtinvestitionskosten können laut Offerte auf 10 Millionen Euro begrenzt werden. Das Land hat bereits einen Zuschuss von 1,5 Millionen Euro signalisiert, so dass bei der Gemeinde 8,5 Millionen Euro hängen bleiben würden. Davon würde die Kristall Bäder AG über Pachtzahlungen weiter 1,5 Millionen Euro abstottern.

Die restlichen 7 Millionen Euro müsste die Gemeinde in Eigenregie schultern. Mit Zins und Zinseszins würde das nach Berechnung der Gemeindeverwaltung über einen Zeitraum von 20 Jahren (die übliche Halbwertszeit einer solchen Immobilie) eine jährliche Belastung zwischen 560000 und 575000 Euro bedeuten.

Dem entgegen stehen die vom Gemeinderat im Oktober 2006 beschlossenen Bedingungen für eine Beteiligung: Es sollte eine Schwimmmöglichkeit (25-Meter-Bahn) zu moderaten Preisen für Vereine und Schulen bestehen. Die jährliche Belastung darf 300000 Euro nicht übersteigen, was bei einem Finanzierungszeitraum von 20 Jahren eine Investition von zirka 3 Millionen Euro ergibt. Von der Kristall Bäder AG wird erwartet, dass sie sich mit einem Eigenkapitaleinsatz von mindestens einer Million Euro an dem Projekt beteiligt.

Erstellt am: 01.02.2007



Artikel wurde erstellt von:
Bernd Schiel



KOMMENTAR
Entscheidung über
Schömberger Bad vertagt
Nur zur Erinnerung: Johann Keller hat in Schömberg nach wie vor Kandidaten-Status. Denn den neuen Bürgermeister wählen die Bürger des Kurortes erst am 11. Februar. Doch Keller macht in Schömberg schon kräftig Politik: Auf sein Betreiben hin haben CDU und UWV durchgedrückt, dass der entscheidungsreife Beschluss über die Zukunft des Wellenbads nicht getroffen wurde.

Vorauseilender
Gehorsam


Kellers politische Hausmacht muss sich ja ganz schön sicher über den Ausgang der Wahl sein. Fragt sich nur, welchen Eindruck dieser vorauseilende Gehorsam in der Öffentlichkeit hinterlässt. Man fühlt sich unweigerlich an Marionetten erinnert, die an den Fäden eines Wahlkämpfers hängen, der, wie es dem Wesen des Wahlkampfes entspricht, Versprechungen macht.

Man kann der Auffassung sein, dass der neue Schömberger Bürgermeister über die Zukunft des Bades mitbestimmen soll. Dafür hätte der Gemeinderat sich aber vor Monaten entscheiden müssen. Jetzt aber war die Zeit überreif für eine selbstbewusste Entscheidung.
Holger Knöferl
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